Beschlusstext:
Vor dem Hintergrund:
1. der Überlastung der Feuerwehren im Hochtaunuskreis und
2. dem gerade veröffentlichten Bericht des EU Programms „Copernicus“ über die explosionsartig gestiegenen Freisetzungen von Kohlenstoff und weiteren Schadstoffen durch Waldbrände in
diesem Sommer in Europa (6,4 Millionen Tonnen Kohlenstoff durch Waldbrände in Europa in diesem Sommer) wird der Kreisausschuss gebeten, die Umsetzung des folgenden Konzeptes zu prüfen. Das Konzept zielt darauf ab, Waldbrände früher zu entdecken, denn dann:
-kann die Feuerwehr schneller an den Brand herangeführt werden
-brennt der Wald folglich kürzer und weniger intensiv, weil der Brand in einem früheren Stadium gelöscht werden kann
-werden folglich weniger Feuerwehrkräfte benötigt
-werden folglich auch weniger Schadstoffe emittiert

Stufe 1 Vorbereitung
Der Hochtaunuskreis schliesst mit einem Projektträger (intern, z.B. „Integrierte Leitstelle HTK“ oder externer Dienstleister) eine Rahmenvereinbarung zur Überwachung des Waldbestandes im HTK auf Waldbrände durch Drohnen mit Wärmebildkameras unter bestimmten Voraussetzungen (siehe unten) ab.
Stufe 2 Aktivierung
Das hessische Umweltministerium ruft die „Alarmstufe A“ (überwiegend hohe Waldbrandgefahr) für die Forstverwaltung in Hessen aus.
Stufe 3 Durchführung
Der Projektträger führt während noch zu definierender Tagesstunden Flüge mit Drohnen mit Wärmebildkameras auf festgelegten Routen automatisiert über den Wäldern des HTK durch.
Stufe 4 Im Alarmfall
Sobald der Wärmesensor der Drohne einen Waldbrand entdeckt, wird der Alarmfall manuell mit der Drohnen-Kamera überprüft. Bei Bestätigung wird sofort die Feuerwehr alarmiert und mit Hilfe der Geodaten der Drohne direkt und ohne Zeitverlust an das Feuer herangeführt.
Das Ergebnis der Prüfung ist dem Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss vorzulegen.

Begründung:
Das Thema Waldbrand erlangt auch in Deutschland eine immer größer werdende Bedeutung, wobei die Schreckensmeldungen über verheerende Feuer längst nicht mehr nur aus dem benachbarten Ausland kommen. Denn bereits jetzt gilt das Jahr 2022 wieder als Rekordjahr. So ereigneten sich auch in diesem Hochsommer im Hochtaunuskreis gefährliche Waldbrände, die zu
großen Einsätzen führten und unsere Freiwilligen Feuerwehren an ihre Belastungsgrenzen brachten. Die aktuell anhaltenden Trockenperioden und die daraus resultierenden schnell ausbreitenden Bodenfeuer sowie die Wasserversorgung stellen unsere Einsatzkräfte vor große Herausforderungen, die sie fast täglich unter Beweis stellen müssen. Dabei ist insbesondere die
frühe Erkennung der Waldbrände von zentraler Bedeutung, um die Schadenfläche zu minimieren,
den Schadstoffausstoß zu reduzieren und die Feuerwehren zu entlasten. Hierbei können ein Waldbrand-Früherkennungssystem bzw. Überwachungsmaßnahmen in Form von Drohnen zum Einsatz kommen, welche automatisch eine eingegebene Route abfliegen und mit Wärmebildkameras Brände frühzeitig erkennen, melden und sogar Einsatzfahrzeuge heranführen und einweisen.
Wie werden Waldbrände gegenwärtig festgestellt ?
Ein Feuer entsteht ohne Brandstifter:
Es wird gemeldet, wenn zufälligerweise ein Spaziergänger oder Biker in der Nähe ist und der auch noch Netz hat. Oder wenn jemand zufälligerweise die Rauchsäule sieht. Da kann das Feuer schon
heftig brennen und es brennt von Minute zu Minute mehr. Und: wo ist es genau (für die Anfahrt der Feuerwehren) ? Ob das der Biker oder Spaziergänger so genau mitteilen kann ? (Wenn ein
Lagerfeuer außer Kontrolle gerät, werden die Teilnehmer das BESTIMMT NICHT melden, denn dann folgt die Rechnung der Feuerwehr.)
Das Feuer entsteht durch Brandstifter:
Der Brandstifter wird sich vermutlich eine einsame, unzugängliche Ecke im Wald aussuchen und gemäß meinem Gespräch mit einem Experten an 2-3 Stellen mindestens 100m voneinander
entfernt Feuer mit Brandbeschleuniger und eventuell zeitlich verzögerter Auslösung legen. Hier kommt es noch mehr auf die Schnelligkeit an, also wie schnell die Wehren alarmiert und optimal
herangeführt werden.
Natürlich nutzen die Polizei und die Feuerwehren schon jetzt Drohnen, aber erst IM EINSATZ, nicht vorher zur schnelleren Entdeckung der Feuer.
Das Drohnen-Projekt ist die einzige Möglichkeit, SYSTEMATISCH Feuer schneller zu entdecken. Bei den professionellen Thermodrohnen poppt Feuer als rote Markierung auf dem Bildschirm sogar schon aus großer Entfernung auf. Das Feuer kann also in einem ganz frühen Stadium entdeckt werden. Und: die Drohne weiß auch aus der GPS Lokalisierung, wo genau das Feuer ist; die
Heranführung der Kräfte wird also leichter und schneller.
Die Taunus Zeitung hat am 13.08.2022 einen Bericht veröffentlicht („Vielzahl der Einsätze geht zunehmend an die Substanz“), Zitat Stadtbrandinspektor Heiko Martens, Königstein: Durch die
hohen Belastungen „geschafft und sicher auch etwas entnervt sei die Truppe mittlerweile. Aktuell vergeht fast kein Tag ohne Alarmierung.“
www.tagesschau.de vom 06.09.2022 „Waldbrände verursachten deutlich mehr Emissionen“:
„Zwischen Anfang Juni und Ende August seien in der EU und Grossbritannien 6,4 Millionen Tonnen Kohlenstoff ausgestoßen worden – so viel, wie seit 15 Jahren nicht mehr. Seit Jahresbeginn
verbrannten mehr als 750.000 Hektar Land, fast drei Mal so viel wie sonst. Die Daten stammen vom Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst Cams.“
Die Zeit der Berichte ist vorbei, jetzt muss gehandelt werden.

Weitere Begründung mündlich.